Projekt Bildstöcke-Wegekreuze
„Wegemale“ sind seit dem 13. Jahrhundert in ganz Deutschland nachweisbar. Im Münsterland und insbesondere auch in Saerbeck prägen sie, in ihren typischen Ausformungen als Bildstöcke und Wegekreuze, vom 17. Jahrhundert an zunehmend das Landschaftsbild. Sie gelten heute als religiöse Kleindenkmäler und wurden häufig - gerade auch in Saerbeck ab den 1990iger Jahren - unter Denkmalschutz gestellt.
Nachdem sie ursprünglich vor allem an Wegen und Wegekreuzungen errichtet wurden, sahen sich die privaten Stifter bzw. Eigentümer durch Maßnahmen des Straßenbaus und der Flurbereinigung zunehmend veranlasst, ihre Wegemale näher an ihre Hofstelle oder ihr Anwesen zu versetzen. Aus steinernen oder hölzernen Wegekreuzen, zumeist mit Korpus Christi, wurden so „Hofkreuze“. Selbst heute nur noch selten vorkommende, in der Regel aus einem Stein gehauene Wegekreuze ohne Korpus, auch als „Sühnekreuze“ bezeichnet, wurden teilweise aus der Flur an die Hofstelle umgesetzt.
Ähnliches passierte mit einigen Bildstöcken, allerdings weniger mit den baulich aufwändigen, in Saerbeck verbreiteten „Kapellen-Bildstöcken“ in neugotischer Tradition, den sogen. „Hofkapellen“, teilweise auch „Heiligenhäuschen“ genannt, sondern eher mit den leichter auf- und abbaubaren, der Barockzeit entstammenden “figuralen Bildstöcken“ mit Freiplastiken oder reliefartigen Heiligenbildern. Sie wurden in einigen Fällen von exponierten Standorten an Straßen und Wegen direkt an die Hofzufahrt oder auf das Hofgelände zurückgezogen. Vorzugsweises Baumaterial gerade auch für die Saerbecker Bildstöcke und Steinkreuze waren der jeweils gut zu bearbeitende Ibbenbürener oder auch der Baumberger Sandstein.
Errichtungsgrund für die Wegemale mit Kreuz oder religiösem Bild, oft auch mit (Gebets-) Inschrift auf dem Sockel, waren für die Stifterfamilien oft besondere persönliche Anlässe oder einschneidende Ereignisse, vor allem schwere Unglücksfälle. (Dazu gibt es in jüngerer Zeit Parallelen mit der zunehmenden Errichtung sogen. „Unfallkreuze“.)
Der Heimatverein Saerbeck hat, über 60 Jahre nach der letzten vollständigen Erhebung im Jahre 1959, beschlossen, in 2021 eine umfassende Bestandsausnahme der Saerbecker Bildstöcke und Wegekreuze durchzuführen und deren Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der hierzu eingerichteten Projektgruppe gehören an: Josef Berkemeyer, Franz Josef Engeler und Dieter Kleinpaß.
Sie konnten zugreifen auf das Archiv ihres Heimatvereins mit alten Fotos und fundierten Beschreibungen, hauptsächlich von Hermann Berg, sowie auf gesammelte Zeitungsausschnitte der WN und der MZ mit Bildberichten und Hintergrundinformationen, vor allem recherchiert und verfasst von Franz Lüttmann, einem langjährigen Mitglied des Heimatvereins Saerbeck. Ausgewertet wurden ferner die Denkmalliste der Gemeinde Saerbeck sowie aktuelle Gespräche mit etlichen Eigentümerfamilien, die vor Ort auch neue Fotos ermöglichten oder selbst Aufnahmen zur Verfügung stellten.
Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass von den 46 in 1959 gelisteten Bildstöcken und Kreuzen auf Saerbecker Gemeindegebiet noch 38 vorhanden sind. Sie sind überwiegend in einem guten Erhaltungszustand, was vor allem dem Engagement der heutigen Eigentümerfamilien, teilweise auch der landesseitigen Förderung aus Denkmalpflegemitteln zu verdanken ist. (Anmerkung: Bei dieser Zählweise wurde ein noch vorhandenes Exponat, Frommes Kreuz, schon vor Jahren aus der Liste genommen, weil es seit der Kommunalen Gebietsreform 1975 in Sinningen bereits auf Emsdettener Gebiet steht.)
Anstehende Restaurierungen wurden von den Eigentümern teilweise zum Anlass von Standortveränderungen, zur Erneuerung von Statuen bzw. von einem Korpus Christi oder zum vollständigen Ersetzen maroder Objekte an gleicher oder benachbarter Stelle genommen.
Der bedauernswerte Verlust von 7 Bildstöcken bzw. Wegekreuzen wurde teilweise kompensiert durch 4 seitdem neu errichtete Objekte, so dass sich auf dem Saerbecker Gemeindegebiet aktuell (gem. fortgeschriebenen Stand Juni 2022) 42 Objekte, davon 18 Wegekreuze und 24 Bildstöcke, befinden. Dabei wurde die Andachtsgruppe „Voskorts Kreuz und Lazarus“ den Bildstöcken zugeordnet.
Es ist abzusehen, dass im Laufe des Jahres 2022 noch mindestens ein Bildstock hinzukommen wird, so dass diese Tradition in Saerbeck lebendig gehalten wird.
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