HV 2020

Die Geschichte der Familie

Dalmöller-Niehaus zu Saerbeck 

Die Geschichte der Familie Dalmöller-Niehaus und die Gründung der Brennereischankwirt-schaft im Jahre 1812 in Saerbeck ist untrennbar mit der noch älteren Brennereifamilie Deitermann in Westladbergen (ab 1799 Brennerei) verbunden. Johann Wilhelm Dalmöller (*12.02.1768 in Glandorf, + 11.08.1845 in Saerbeck) und Johann Ferdinand Kasper Dalmöller (*02.09.1789 in Glandorf, + 04.09.1885 in Saerbeck) waren Halbbrüder und entstammen einer seit Jahrhunderten in Glandorf ansässigen Familie mit Landwirtschaft und Mühle.

Johann Wilhelm heiratete 1794 die wohlhabende Witwe Deitermann aus Westladbergen und nahm den Namen Deitermann an. Als Pächter betrieb er zwischen 1812 und 1837 die alte Kirchspielmühle in Westladbergen. Sein jüngerer Bruder Johann Ferdinand Kasper kam im Jahre 1811 nach Saerbeck.

Dort heiratete er am 14.02.1814 Angelina Wilhelmina Winninghoff, verwitwete Leuermann (*06.08.1788 in Saerbeck, +28.01.1854 in Saerbeck), deren Vater ebenfalls Branntwein-brenner war. Vor allem die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre, die zum Beispiel die Einfuhr von Alkohol und Alkoholprodukten aus England sowie Getreideexporte unterband, begünstigte die Entstehung ländlicher Brauereien im von Frankreich besetzten Westfalen. So konnten auch in Saerbeck Brennereien entstehen und sehr erfolgreich arbeiten. Neben Weingeist bzw. alkoholischen Produkten konnte die Schlempe nach dem Destilliervorgang als Viehfutter genutzt werden. Darüber hinaus haben die Brüder Deitermann / Dalmöller eigenes Getreide in ihrer Mühle kostengünstig gemahlen und im Falle Dalmöller unter anderem auch Schnaps zum Ausschank gebracht.

Johann Ferdinand Kasper war so vermögend, dass er im Jahre 1811/12 von der Kaufmannswitwe Gertrud Laugemann das noch heute bestehende Haupthaus (um 1740 er-baut), das Nebengebäude (heute Heimathaus, im 18.Jahrhundert erbaut), eine um 1750 errichtete Scheune (nach 1946 abgebrochen), Garten- und Ackerland, Wiesen- und Wildgrund sowie Stallungen erwerben konnte.

Bereits 1814 wird Dalmöller als Brenner bezeichnet, kann schon 1822 Markenland kaufen und zwei seiner Töchter (!) ab 1821/22 regelmäßig zum Schulunterricht in die Dorfschule gehen lassen. 1833 ist er als Brennereibesitzer und Wirt so wohlhabend, dass er das Salzmonopol in Saerbeck ersteigern kann. Ansehen und Wohlstand lassen ihn 1838 (bis etwa 1859/60) als Gemeinderat das Wohl Saerbecks mitbestimmen. Der fast fünfzigjährigen Ehe mit seiner Frau entstammten mehrere Kinder - fast nur Töchter, die z.T. frühzeitig starben. Da sein einziger Sohn und Nachfolger (1855 Firmenübernahme) Ferdinand Anton (*20.07.1818, +07.09.1888 ) ohne Erben blieb, übernahm dessen Neffe Ferdinand Niehaus (*13.11.1850 in Warendorf, +07.08.1920 in Saerbeck) ab 1882 Brennerei und Schankwirtschaft.

Auch Ferdinand Niehaus betätigte sich - der Familientradition folgend - ebenso wie später sein Sohn Heinrich in der Saerbecker Kommunalpolitik. Als Mitinitiator bzw. Dirigent des Saerbecker Kirchenchores (Cäcilia Saerbeck) erwarb sich Ferdinand Niehaus ab 1882/89 bis 1920 auf kulturellem Gebiet bleibende Verdienste.

Als Chronist seiner Zeit hat er auf einer Vielzahl von Photoplatten zwischen 1890 und 1920 das bäuerliche Leben in Saerbeck festgehalten. Mit Unterbrechungen durch Krankheit, Krieg und Nachkriegszeit existierten Brennerei und Wirtschaft bis 1977 (Abgabe des Brenn-rechtes). Die noch heute zu sehende technische Ausstattung stammt überwiegend aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts (z.T. älter bzw. modernisiert nach 1950). Das eigentliche Brennerei-Gebäude ist in seiner Kernsubstanz über 130 Jahre alt und erfuhr zwischenzeitlich bedeutende Um- und Ausbauten. Haupthaus, Nebengebäude und Brennerei wurden 1992 unter Denkmalschutz gestellt.

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