In Frauenkleidern vor dem Militärdienst gedrückt
Bericht in der WN vom 19.3.2019
Saerbeck – Über große Resonanz freute sich der Vorstand des Heimatvereins. Mehr als 60 Teilnehmer lauschten den Ausführungen des Historikers Dr. Dirk Ziesing zum Thema „Saerbeck und Waterloo“.
Der Referent aus Bochum brachte viele Informationen von Saerbecker Bauernsöhnen mit. Lebenslinien von jungen Männern hatte er in Archiven aufgespürt, die als Soldaten an den napoleonischen Kriegen teilnehmen mussten.
Schmunzelnd berichtete er über einen Vorfall von vier Saerbeckern, die sich vor dem Militärdienst zu drücken versuchten, indem sie sich in der Heide versteckt hielten. Lediglich sonntags kamen sie ins Dorf, damit sie die Heiligen Messe besuchen konnten. Um nicht erkannt zu werden, hatten die Vier sich als Frauen verkleidet, schreibt der Heimatverein. Doch die Täuschung währte nicht lange. Die Militärpolizei deckte sie auf. In Gewahrsam genommen, mussten sie zur Strafe bis zu ihrer Einkleidung als Soldaten in einer Kaserne in Münster die Frauenkleider anbehalten.
Anschließend ging Dr. Ziesing auf seine Forschungsergebnisse zu Hermann Anton Vogelpohl ein. Die Zuhörer staunten, mit welcher Detailtiefe er es vermochte, den militärischen Werdegang des Ritters der Ehrenlegion nachzuzeichnen. In sechs Jahren legte Vogelpohl als französischer Soldat über 10 000 Kilometer reitend oder zu Fuß zurück. 1809 kämpfte er in Österreich, ein Jahr später gegen die spanische Guerilla an der Grenze zu Portugal, 1812 marschierte er gegen Russland und 1813 gegen die Preußen in Leipzig. Im Laufe dieser Kämpfe wurde Luis von Leichtenschneider, ein hochrangiger Offizier, dessen Ordonanz Vogelpohl war, von fünf Kosaken überwältigt und gefangen genommen. Als Vogelpohl das bemerkte, ritt er beherzt auf sie zu, konnte vier von ihnen niederstrecken und den fünften Kosaken gefangen nehmen. Diese Tat wurde durch einen Orden und die Erhebung in den Adelsstand belohnt.
Dr. Ziesing schloss seine Ausführungen nach viel Applaus mit dem Hinweis, dass erst die Unterstützung des Heimatvereins es möglich gemacht habe, die wahre Geschichte des Ritter von Vogelpohl dem Nebel der Vergangenheit zu entreißen.